Laufzeit bei Baudarlehen: Zeitraum an Marktsituation anpassen

Die Laufzeit eines Darlehens ist eines der wichtigsten Kriterien für eine Baufinanzierung. Die Darlehenlaufzeit bestimmt maßgeblich, wie teuer eine Finanzierung letztlich ist. Zudem machen Banken es von der Baufinanzierung-Laufzeit abhängig, wie hoch die Bauzinsen ausfallen. Doch wie findet man die richtige Laufzeit für ein Darlehen?

Wie wird die Laufzeit beim Darlehen definiert?

Im Gegensatz zum Ratenkredit ist die Laufzeit eines Baudarlehens nicht zwangsläufig der Zeitraum von der Auszahlung bis zur vollständigen Abzahlung des Darlehens. Wer sich zum Thema informiert, wird früher oder später auf den Begriff Zinsbindung stoßen. Dieser bezeichnet die Vertragslaufzeit mit der Bank, über die man die Baufinanzierung abschließt. Man bindet sich somit über fünf, zehn oder mehr Jahre an eine Bank und tilgt seine Schulden zum vertraglich vereinbarten Zinssatz. Im Anschluss ist das Baudarlehen jedoch meistens noch nicht vollständig getilgt und eine Anschlussfinanzierung ist notwendig. Diese kann dann entweder bei der bestehenden Bank weitergeführt werden oder man sucht sich einen neuen Anbieter für die Anschlussfinanzierung oder das Forward Darlehen.

Infografik zur Tilgungsdauer und Restschuld

Bei einer Darlehenssumme von 1000.000 Euro und einem Tilgungssatz von 1 % brauchen Kreditnehmer ganze 55 Jahre um ihr Darlehen zu tilgen. Andere, die hingegen eine Tilgung von 4 % wählen, können schon nach etwas mehr als 20 Jahren schuldenfrei sein.

Quelle: Finanztest Ausgabe 04/2015

Lediglich beim Volltilgerdarlehen ist die Laufzeit identisch mit der Sollzinsbindung. Diese Sonderform des Darlehens ist so ausgelegt, dass man zum Ende der Laufzeit vollkommen schuldenfrei ist. Hierbei werden jedoch meist höhere Beträge fällig, da man die Tilgung von Anfang an sehr hoch setzen muss.

Baufinanzierung: Laufzeit entscheidet über Kosten

Wer einen bestehenden Vertrag mit einer Bank hat, kann ungeachtet von der vereinbarten Zinsbindungsfrist das Darlehen nach einer Laufzeit von zehn Jahren immer kündigen und es zu einem anderen Anbieter umschulden. Dazu müssen jedoch alle im Vertrag beschlossenen Fristen eingehalten werden.

Die Baufinanzierung-Laufzeit bestimmt die Höhe der Zinsen. Sie unterscheiden sich bei den meisten Anbietern je nach Laufzeit, d.h. für eine Laufzeit von zehn Jahren zahlt man beispielsweise andere Bauzinsen als für fünfzehn Jahre. Bei den meisten Banken steigen die Bauzinsen mit der Länge der Laufzeit. Dadurch erhöhen sich selbstverständlich auch die monatlichen Raten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass eine kurze Laufzeit günstiger und somit besser ist: Je länger man sich an einen Zins bindet, desto länger ist das Darlehen planbar. Schließt man das Darlehen in einer Niedrigzinsphase ab, profitiert man mit einer langen Zinsbindung von konstant niedrigen Zinsen bis über mehrere Jahrzehnte. Im Umkehrschluss müssen diejenigen, die sich nur kurz an eine Baufinanzierung binden, damit rechnen, dass die Zinsentwicklung bis zur Umschuldung wieder nach oben gegangen ist und sie bei der Anschlussfinanzierung wieder höhere Zinsen zahlen müssen.
Und: Während die Bank die vertraglich vereinbarte Frist nicht vorzeitig kündigen kann, hat der Darlehensnehmer nach zehn Jahren ja immer die Möglichkeit, frühzeitig wieder auszusteigen, falls die Zinsen nach mindestens zehn Jahren doch noch weiter sinken sollten.

Lange Laufzeit bietet Flexibilität

Vorteile der langen Laufzeit beim Darlehen

  • gute Planbarkeit
  • günstiger bei Niedrigzinsphase
  • Flexibilität dank vorzeitiger Kündigungsoption
  • keine unfreiwillige Ratenerhöhung

Darlehensnehmer profitieren grundsätzlich mehr von einer langen Baufinanzierung Laufzeit, wenn das Zinsniveau niedrig ist. Sie können einerseits die niedrigen Zinsen ausnutzen, sind aber nicht zwangsläufig für die gesamte Darlehenslaufzeit daran gebunden, da ein vorzeitiges Kündigungsrecht nach zehn Jahren besteht. Wer es wünscht, kann die Monatsrate somit über Jahre konstant halten. Ratsam ist es jedoch, die Tilgung anzupassen und schrittweise zu erhöhen, um schneller schuldenfrei zu sein. Somit besteht zumindest theoretisch die Option, nach der langen Darlehenslaufzeit komplett schuldenfrei zu sein.

Allerdings müssen Darlehensnehmer bei einer langen Laufzeit einen Zinsaufschlag in Kauf nehmen. Der Basiszins ist meist höher als bei kurzen Laufzeiten. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass das Zinsniveau in der Zwischenzeit wieder ansteigt.

Wie wirkt sich die Laufzeit auf die Baufinanzierung aus?

Am Ende noch ein Beispiel aus der Praxis:

Baufinanzierung mit 10 Jahren Laufzeit über 100.000 Euro:
Effektiver Zinssatz: 1,03% p.a.
Tilgung: 3%
Monatliche Rate: 335,83€
Restschuld nach 10 Jahren: 68.414,82€
Baufinanzierung mit 20 Jahren Laufzeit über 100.000 Euro:
Effektiver Zinssatz: 1,59% p.a.
Tilgung: 3%
Monatliche Rate: 382,50€
Restschuld nach 20 Jahren: 29.417,55€

(Beispiel Zinsangebot Interhyp, Stand 07.09.2016)