Wohnen am Land oft nicht günstiger als Wohnen in der Stadt

Haus kaufen am LandNoch immer stellt das Häuschen im Grünen den Traum vieler Deutscher dar. Sie sehen ein Eigenheim auf dem Land oder in Kleinstädten nicht nur als ideal für Kinder und Gemüt, sondern auch als finanziell vorteilig. Dem muss allerdings nicht immer so sein, wie Stiftung Warentest jetzt herausfand. Oft haben Immobilienbesitzer auf dem Land keine finanziellen Einsparungen gegenüber Stadtbewohnern.

Haus kaufen auf dem Land

Laut Stiftung Warentest will jeder Dritte mit Eigenheimwunsch auf dem Land kaufen oder bauen. Auf den Plätzen 2 und 3 steht die Immobilie am Rand einer Großstadt und in einer Kleinstadt. Viele scheuen sich vor dem Hauskauf inmitten großer Metropolen, weil sie fürchten, dass das Eigenheim dort signifikant teurer ist. Besonders in Großräumen wie München (die teuerste Stadt Deutschlands in Sachen Immobilienpreise), Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin usw. suchen sich speziell Familien lieber ein Eigenheim am Stadtrand bzw. in nahegelegen Landkreisen. Doch dies muss sich nicht zwangsläufig finanziell lohnen. Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Ausgabe ein fiktives Beispiel auf Grundlage realer Kosten ermittelt und kam zu dem Ergebnis, dass die Reisekosten für das Pendeln zur Arbeit die Kosten für die Einsparungen ausgleicht.

Berechnungsbeispiel für Hauskauf

Wohnen in der StadtWer auf dem Land wohnt, braucht meist 2 Autos, speziell dann, wenn beide Elternteile arbeiten und die Kinder zur Schule müssen. Zwar sind die Kosten für den Hauskauf bzw. den Bau inklusive Baufinanzierung günstiger auf dem Land, doch die Anschaffungs- und Fahrtkosten für zwei Autos sind hier wiederum höher. Im Berechnungsbeispiel ging die Stiftung Warentest von einer Familie in Berlin und einer Familie im nahegelegenen Stahnsdorf aus. Zwar kostet das Haus in der 14.000-Einwohner Gemeinde rund 100.000 Euro weniger, doch die Kosten für das Pendeln in die Hauptstadt kostet monatlich so viel, dass die Berliner Familie nur 100 Euro mehr zahlt als die Stahnsdorfer.

Individuelle Faktoren beim Haus kaufen beachten

Das Berechnungsbeispiel muss natürlich nicht für jeden zutreffen. Die Stiftung Warentest hat den gleichen Test mit Hamburg und der Kleinstadt Lüneburg gemacht. Hier konnte die fiktive Familie auf dem Land mit rund 400 Euro weniger als ihre Stadtnachbarn pro Monat wesentlich günstiger leben. Wer sich unschlüssig darüber ist, ob auf dem Land oder in der Stadt leben günstiger ist, sollte die wichtigsten Faktoren, die Kosten verursachen bzw. einsparen können, vorab kalkulieren:

  • Immobilienkosten: Wie viel Unterschied ergibt sich für Immobilien in der Stadt und dem Land? Wie sieht es mit Vorstädten aus? Hier spielt natürlich eine gewisse persönliche Präferenz mit ein. Wer unbedingt zentral wohnen möchte, nimmt vielleicht ein paar Euro mehr pro Monat in Kauf. Im Umkehrschluss wird einer Familie, die gern im Grünen leben will, die nur geringen Einsparungen hinnehmen.
  • Arbeitsplatz: Wie weit ist es zur Arbeit? Wie viele Autos werden benötigt? Wie viel kostet das Pendeln zur Arbeit pro Monat? Hier sollte die Pendlerpauschale kalkuliert werden und, bei entsprechendem Vorhandensein, die Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
  • Lage: Wie gut ist der Wohnort angebunden? Ergeben sich bei der Immobilie auf dem Land gewisse Nachteile, falls beispielsweise keine Schule oder Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind? All die dadurch entstehenden Kosten sollten eingerechnet werden.

Wer also unschlüssig darüber ist, ob der Hauskauf auf dem Land oder der Stadt sinnvoller ist, sollte sich über diese Faktoren Gedanken machen. Wie der Test von Stiftung Warentest gezeigt hat, können je nach Stadt große Preisunterschiede herrschen. Lassen Sie sich verschiedene Angebote geben, auch was die Finanzierung betrifft.

Quelle: Stiftung Warentest Juni 2012